Interview mit dem Bundesamt für Energie über das Stromgesetz

Weshalb braucht die Schweiz das Stromgesetz?
Die vergangenen Winter haben gezeigt, wie unsere Stromversorgung durch äussere Einflüsse beeinträchtigt werden kann. Das Stromgesetz ermöglicht, die Stromproduktion im Inland rasch auszubauen. Das macht die Schweiz unabhängiger von äusseren Entwicklungen und stärkt die Versorgungssicherheit unseres Landes.

Inwiefern kann das Stromgesetz der Schweiz helfen ihre Klimaziele zu erreichen?
Wir werden in der Zukunft schrittweise die Nutzung von fossilen Energien reduzieren. Das hat die Stimmbevölkerung 2023 mit dem Ja zum Klima- und Innovationsgesetz beschlossen. Das gelingt durch mehr Effizienz und indem wir die fossile Energie durch Strom ersetzen, etwa Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen. Das Stromgesetz sorgt dafür, dass dafür rasch genug Strom im Inland produziert werden kann.

Wovon können touristische Betriebe bei einer Annahme des Stromgesetzes profitieren?
Ohne Strom fährt keine Bahn, stehen Betriebe und Lieferketten still und das gesamte Alltagsleben wird stark erschwert. Das Stromgesetz reduziert das Risiko von Strommangellagen. Dies einerseits durch mehr Stromproduktion in der Schweiz. Andererseits verstärkt es auch die Energieeffizienz: Stromversorgungsunternehmen werden verpflichtet die Stromkonsumenten – auch touristische Betriebe - dabei zu unterstützen, weniger Strom zu verbrauchen. So sparen diese nicht nur Strom, sondern auch Geld.

Bezahlbarer Strom und eine intakte Landschaft sind für den Tourismussektor besonders wichtig. Die Gegner behaupten, dass das Gesetz gerade in diesen Punkten kontraproduktiv ist und zu wenig und zu teuren Strom liefert und gleichzeitig zu einer Verschandelung der Landschaft führt. Was erwidern Sie darauf? 
Wir brauchen rasch mehr Stromproduktion im Inland, um die Risiken von Versorgungsengpässen zu mindern. Am schnellsten verfügbar sind dabei die erneuerbare Stromquellen Wasser, Sonne, Wind und Biomasse. Das Hauptpotenzial liegt dabei bei Solaranlagen auf Gebäuden. Bei der Wasserkraft fokussiert das Stromgesetz auf 16 Projekte, von denen 13 aber bereits existieren und lediglich ausgebaut werden sollen. Winterstrom sollen zudem Windkraft- und grosse Solaranlagen liefern. Das Stromgesetz sorgt dafür, dass die Planung und der Bau solcher Anlagen auf dafür geeignete Gebiete konzentriert wird, die dem Schutz von Landschaft, Gewässer, Wald und Landwirtschaft Rechnung tragen.

Marianne Zünd, Leiterin Medien + Politik BFE