Tourismuspolitik
Finanzierungslösungen für nachhaltige Hotelprojekte: Das Beispiel Scaletta
Projekte in der Beherbergungsbranche stehen oft vor der Herausforderung, eine passende Finanzierung zu finden. Genau hier setzt die SGH (Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit) an: Als zentrales Förderinstrument des Bundes hilft sie, Finanzierungsinstrumente zu kombinieren und so Innovationskraft und Wachstum in der Beherbergungsbranche zu fördern.
Ein Gastbeitrag von Giles Zollinger, Leiter Finanzierung SGH.

Das historische Hotel Scaletta in S-chanf war über 130 Jahre lang ein wichtiger Bestandteil des Dorflebens, bis 2013 der Betrieb eingestellt wurde und das Gebäude zunehmend verfiel. Um dies zu verhindern, wurde 2020 die Stiftung Scaletta S-chanf gegründet, mit dem Ziel, die Liegenschaft zu erwerben, denkmalgerecht umzubauen und wieder einem langfristigen Betrieb zuzuführen. Das Projekt sieht ein historisches Hotel mit insgesamt 39 Zimmern vor, darunter auch Familienzimmer. Neben modernem Komfort wird besonderen Wert auf den historischen Charakter des Gebäudes gelegt – einige Zimmer sollen bewusst in ihrer ursprünglichen Form erhalten und mit stilvollen Elementen aufgewertet werden. Ergänzt wird das Angebot durch einen kleinen Wellnessbereich. Eine zentrale Rolle wird auch der Gastronomie zukommen: Das ganzjährig geöffnete Restaurant soll nicht nur Hotelgästen, sondern auch der lokalen Bevölkerung als Treffpunkt dienen.
Die Initianten des Projekts sind überzeugt, dass die Wiedereröffnung zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Das umgebaute Scaletta soll neue Arbeitsplätze schaffen und den Tourismus vor Ort beleben. Gleichzeitig bleibt ein bedeutendes Baudenkmal erhalten, das zur Identität von S-chanf beiträgt. Als Standort mit direktem Zugang zum Schweizer Nationalpark, als Zielort des Engadin Skimarathons sowie mit der Nähe zu den Skigebieten im Oberengadin und zur Mountainbike-Station im Sommer bietet S-chanf ein ideales Umfeld für das künftige Hotel. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2025 starten und die Wiedereröffnung ist für Ende 2026 geplant.
Wenn öffentliche und private Akteure kooperieren
Die Finanzierung eines aufwendigen Projekts stellt für Initianten oft eine Herausforderung dar. Dies galt auch für die Exponenten des Scaletta in S-chanf, die, wie viele andere vergleichbare Vorhaben, auf eine Vielzahl von Partnern angewiesen waren, um ihr ambitioniertes Projekt zu realisieren. Die Grundlage bildete ein Gutachten der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH). Dieses diente nicht nur als Fundament für die Aufgleisung der Finanzierung, sondern wird in der Branche allgemein als Gütesiegel anerkannt. Mit diesem Nachweis machten sich die äusserst engagierten Projektverantwortlichen daran, die erforderlichen Mittel für die Umsetzung zu sichern.
Der Finanzierungsprozess war mit erheblichem Aufwand und mit Hürden verbunden. Für die erfolgreiche Mittelbeschaffung war ein fundiertes Projekt erforderlich, das verschiedenste Geldgeber zu überzeugen hatte. Da es sich um ein historisches Gebäude handelt, mussten denkmalpflegerische Anforderungen berücksichtigt werden, was zusätzliche Kosten und Auflagen mit sich brachte. Dank der Beteiligung verschiedener Unterstützerinnen und Unterstützer aus dem öffentlichen und privaten Sektor konnte eine tragfähige Finanzierungslösung gefunden werden. Sie entstand in zahlreichen Round-Table-Gesprächen und durch intensive Dialoge mit allen Beteiligten. Neben der Bank und der SGH leisten auch der Kanton Graubünden (Amt für Wirtschaft und Tourismus), öffentliche Förderstellen sowie die Gemeinde S-chanf wesentliche Beiträge. Hinzu kommen Mittel der Schweizer Berghilfe sowie Stiftungen und zahlreicher privater Gönnerinnen und Gönner, die das Projekt mit grosszügigen Spenden unterstützen. Ein weiterer entscheidender Faktor für die erfolgreiche Finanzierung war die Gewinnung der Reka als Betreiberin. Ihre langjährige Erfahrung im Betrieb von Hotels und Ferienanlagen sowie ihr nachhaltiges Geschäftsmodell gaben dem Projekt zusätzliche Stabilität und überzeugten die Kapitalgeber. Trotz dieser breiten finanziellen Abstützung bleibt die Stiftung Scaletta weiterhin auf Spenden angewiesen, um das Projekt erfolgreich zu realisieren.
Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, dass die Förderung unterstützenswerter Projekte kein Alleingang ist. Vielmehr erfordert sie die Zusammenarbeit verschiedenster Partner. Ohne öffentliche Förderinstrumente und die damit zusammenhängende finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand könnten viele dieser Vorhaben nicht realisiert werden. Die erfolgreiche Sicherstellung der Finanzierung des Scaletta-Projekts verdeutlicht, wie entscheidend ein breit abgestütztes Finanzierungsmodell sein kann.
Die Fördertätigkeit der SGH im aktuellen Umfeld
Die SGH hat auch im Jahr 2024 ihren Förderauftrag erfolgreich erfüllt und massgeblich zur Stärkung der Beherbergungswirtschaft beigetragen. In einem positiven tourismuswirtschaftlichen Umfeld konnte sie die Finanzierung zahlreicher Projekte sicherstellen und durch gezielte Beratung sowie Wissenstransfer die nachhaltige Entwicklung der Branche vorantreiben. Die steigende Nachfrage nach SGH-Mitfinanzierungen und Gutachten zeigt die Relevanz der SGH als Förderinstrument.

Über den Autor
Giles Zollinger leitet den Bereich Finanzierung und ist Geschäftsleitungsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH). Die SGH setzt für den Bund die Förderung der Beherbergungswirtschaft um und stellt damit eines der vier touristischen Förderinstrumente dar. Als Finanzierungspartnerin unterstützt die SGH bei der Umsetzung verschiedener Vorhaben in der Beherbergungsbranche – von Erwerb, Neubau, Ersatzneubau bis zur ganzheitlichen Erneuerung eines Beherbergungsbetriebs. Mithilfe von Darlehen kann die SGH allfällige Lücken, die zwischen Eigenkapital, Bankfinanzierung und weiteren Finanzierungsquellen entstehen, schliessen.
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Die SGH ist eines der vier Förderinstrumente des Bundes zur Unterstützung des Tourismussektors. Dieser Gastbeitrag ist im Rahmen einer Content-Serie aufgrund des bevorstehenden Entlastungspakets 2027 entstanden.
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